Letzter Gottesdienst in Herzberg

Für die Gemeinde Herzberg im Südharz fand der letzte Gottesdienst statt. Er wurde von Bischof Rainer Knigge gehalten. Die Geschwister gehen jetzt in Osterode, Bad Lauterberg oder Bad Sachsa zum Gottesdienst.

Am Sonntag, dem 11. November 2007 hielt Bischof Rainer Knigge für die Gemeinde Herzberg den letzten Gottesdienst. Das Textwort für die Gottesdienste an diesem Sonntag war das Grußwort des Stammapostels zum diesjährigen Pfingstfest:

"Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!" (Johannes 14,1)

Nach dem Vortrag des Chores "Ich halte mich, Herr, zu deinem Altar" (Chormappe 331) ging der Bischof auf den besonderen Anlass seines Besuchs ein, den letzten Gottesdienst der Gemeinde Herzberg seit ihrer Gründung im Jahr 1901 zu erleben. Viele Gebete und Gespräche mit allen Beteiligten sind diesem Schritt vorausgegangen, so der Bischof. In einem kurzen Rückblick zeigte der Bischof die Anfänge sowie einige markante Stationen der 106-jährigen Geschichte der Gemeinde auf.

Eingehend auf das Textwort, wünschte der Bischof allen Anwesenden ein friedevolles und ruhiges Herz in der Gewissheit, dass alles, was Gott zulässt, zuvor von ihm besehen wurde. Das Leben ist nicht frei von Enttäuschungen, sagte er weiter. Das Gebet - Kennzeichen eines lebendigen Glaubens - ist eine Kraftquelle. Die Christen innewohnende Liebe macht es möglich, untereinander versöhnt zu sein, sich in Liebe zu tragen und somit ein Leben voller Glück und Zufriedenheit zu führen.

In seinem Mitdienen brachte der Gemeindevorsteher, Priester Eckhard Grenz, zunächst seinen Dank an die Gemeinde zum Ausdruck für den gegenseitigen Beistand und das, was gemeinsam erlebt werden konnte. Trotz des Rückblicks auf eine lange Gemeindegeschichte, so der Vorsteher weiter, soll der Blick nach vorn gerichtet sein, um mit dem Erarbeiteten weiterarbeiten zu können. Das Zurückliegende wird dabei nicht preisgegeben, sondern setzt Impulse für das Zukünftige.

Bezirksältester Reinhold Merker ging in seinem Mitdienen nochmals auf das Lied der Sänger zu Beginn des Gottesdienstes ein und gab es den Gemeindemitgliedern als Motto mit auf den Weg. Auch er blickte mit Traurigkeit zurück, denn mit der Gemeinde Herzberg verbindet er persönlich auch einige Jahre seiner Vorstehertätigkeit sowie viele wohltuende Begegnungen in den Gottesdiensten. In der Vorbereitung zu diesem Gottesdienst seien seine Gedanken auf den 121. Psalm gelenkt worden, wo es im 8. Vers heißt: "Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!" Den Glaubensgeschwistern wünschte er für die Zukunft die besondere Behütung Gottes. Er fügte hinzu, dass Kinder, die von zuhause ausziehen - vielleicht in eine entfernte Stadt - dennoch in Liebe mit ihren Eltern verbunden bleiben.

Nach dem Gottesdienst dankte der Bischof den Amtsträgern der Gemeinde ganz herzlich und wünschte für die Arbeit in den neuen Gemeinden Osterode, Bad Lauterberg und Bad Sachsa alles Gute. Der Gemeindevorsteher bekam von einer Glaubensschwester einen Blumenstrauß für seine über 20-jährige Amtstätigkeit als Vorsteher überreicht.

Am Ausgang des Kirchenschiffs überreichten Bezirksältester Reinhold Merker und Bezirksevangelist Joachim Richter an die Herzberger Glaubensgeschwister und Amtsträger eine Rose als symbolisches Dankeschön für den vielfältigen Einsatz eines jeden einzelnen.

Bis zu seinem Verkauf dient das Kirchengebäude kirchlichen Aktivitäten, beispielsweise Zusammenkünften der Jugend oder der Senioren.

Am Sonntag, 18. November 2007, wurden die beiden Priester der Gemeinde Herzberg in der Gemeinde Osterode von Bezirksevangelist Joachim Richter herzlich willkommen geheißen.

Amtsträger nach dem Gottesdienst am 18. November 2007 in Osterode


Aus der Gemeindechronik

Der in Herzberg geborene Tischlergeselle Louis Picht zog beruflich bedingt nach Oberhausen und wurde 1896 apostolisch. Wenige Jahre später kehrte er mit seiner Familie nach Herzberg zurück. Zusammen mit der Familie Fuhrmann, die ab dem Jahr 1900 in Herzberg wohnte, wurden die Gottesdienste in Bartolfelde besucht. Bruder Picht erbaute in Herzberg am Mühlengraben 32 ein eigenes Haus, in dem ab 1901 Gottesdienst stattfand.

Am 25. April 1901 wurde die Gemeinde Herzberg erstmalig im Königlichen Landratsamt Osterode erwähnt. In der Anfangszeit erfolgte die Betreuung durch Priester Haß aus Bad Lauterberg und Amtsträger aus Nordhausen. 1906 wurde Louis Picht Gemeindevorsteher von Herzberg. In den Folgejahren wuchs die Gemeinde auf 35 Mitglieder (1908).

Mehrfach musste die Versammlungsstätte gewechselt werden:

  • 1908-1949 Sieberstraße 33
  • 1949-1958 Schule bzw. Turnhalle in der Junkernstraße
  • 1958-1971 Sommergasse
  • 1971 konnte die Gemeinde Herzberg ein eigenes Kirchengebäude in der Peimannsgasse 3 beziehen.

Nachdem Gemeindevorsteher Picht 1941 verstorben war, erfolgte die Betreuung der Gemeinde durch Amtsträger aus Hattorf, bis 1948 Priester Albert Brandt neuer Vorsteher von Herzberg wurde. Er wurde unterstützt von Unterdiakon Berthold Schaub, ab 1951 von Priester Robert Thiele und ab 1954 von den Unterdiakonen Willi und Hans Prochnio, die 1957 das Diakonenamt empfingen. Weitere Priester erhielt die Gemeinde 1962 in Hans Prochnio und 1975 in Walter Damrau. Im gleichen Jahr trat Vorsteher Albert Brandt in den Ruhestand. Nun wurde die Gemeinde von Priester Heinz Kürzel aus Osterode, Hirte Kurt Höfert und Evangelisten Reinhold Merker versorgt.

1987 wurde der Gemeinde in Priester Eckhard Grenz ein neuer Vorsteher gegeben. In den Folgejahren entwickelte sich ein reges Gemeindeleben für alle Gemeindemitglieder. 1994 empfing Diakon Siegfried Thiele das Priesteramt für die Gemeinde Herzberg. Seit 1994 befindet sich in der Kirche ein Jugendzentrum, so dass unterschiedliche Veranstaltungen für Jugend, Kinder oder Senioren auch über die Gemeinde hinaus möglich wurden.

Im Jahr 2001 konnte die Gemeinde ihr 100-jähriges Bestehen feiern. In diesem Jahr zählte sie 85 Mitglieder.

Zuletzt waren in der Gemeinde Herzberg zwei Priester und drei Diakone in der Seelsorgearbeit für 92 Gemeindemitglieder tätig.

In Zukunft werden die Herzberger Gemeindemitglieder die Gottesdienste in Osterode, Bad Lauterberg, Bad Sachsa oder Ildehausen besuchen. Beide Priester gehen nach Osterode, je ein Diakon nach Bad Lauterberg und Bad Sachsa. Ein weiterer Diakon, der unterstützend aus der Gemeinde Osterode in Herzberg seine Aufgaben wahrnahm, geht zurück in seine Heimatgemeinde Osterode.

akli

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